Europas Geschichte ist untrennbar mit dem Kolonialismus und der Ausbeutung, Landnahme und Unterdrückung außereuropäischer Gebiete und ihrer Bevölkerungen verbunden. Dieser Aspekt der Geschichte geht in der öffentlichen Wahrnehmung in Europa jedoch oft unter. Um endlich in einen Dialog mit den Nachfolgestaaten der ehemaligen Kolonien treten zu können, fordern wir von den ehemaligen europäischen Kolonialmächten und ihren Nachfolgestaaten, dass die Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit sichtbar erfolgt und in die öffentliche Bildung einfließt.
Vor allem fordern wir als ersten konkreten Schritt, koloniales Kulturgut, das sich in europäischen Museen und Sammlungen befindet, mit Herkunftsangaben zu listen und den Herkunftsregionen die Rückgabe anzubieten, ähnlich wie es mit dem Raubgut von Juden*Jüdinnen nach dem Dritten Reich passierte. Das gilt insbesondere für Objekte, die einen kultischen Hintergrund haben und/oder eindeutig als Raubgut einzustufen sind.
Da der Kolonialismus eine historische Schuld Europas ist und bis heute das Bild von Europa in vielen Teilen der Welt prägt, kann die Aufarbeitung jedoch nicht allein den Mitgliedstaaten überlassen werden. Wir fordern daher, dass sich die EU der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit verschreibt und dass die EU ein Forum zum Austausch über den Umgang mit kolonialem Kulturerbe bietet. Durch Wissen- und Erfahrungstransfer zwischen den Mitgliedstaaten sowie Nicht-Mitgliedstaaten mit kolonialer Vergangenheit soll die kulturelle Dekolonialisierung erleichtert werden.
Die EU soll die Mitgliedstaaten zur Aufarbeitung in ihren staatlichen Museen und Sammlungen drängen sowie finanzielle Anreize setzen und die Vernetzung mit Wissenschaftler*innen in den ehemaligen Kolonien fördern. Die EU soll die Debatte über die Rückgabe der Kolonialgüter zum Anlass nehmen, Museen und andere Kultureinrichtungen in ehemaligen Kolonien bei ihrer Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit finanziell zu unterstützen. Dazu soll ein eigenes Kulturförderprogramm für die ehemaligen Kolonien geschaffen werden. Eine solche Förderung darf nicht paternalistisch vorschreiben, wie die Aufarbeitung stattzufinden hat, sondern soll Initiativen und Konzepte aus den ehemaligen Kolonien unterstützen. Dazu sollen die Washingtoner Prinzipien von 1998 ausgeweitet werden. Die Restitution des geraubten Kulturguts sollte ähnlich zur Restitution von NS-Raubgut seit 1945 ablaufen.
Wir fordern endlich eine gesamteuropäische Initiative zur Aufarbeitung der Kolonialverbrechen und zur Dekolonialisierung der europäischen Museumslandschaft. Diese Initiative muss von der Europäischen Union vorangebracht werden. Wir dürfen sie nicht dem Gutdünken der Nationalstaaten überlassen. Gleichzeitig sollte die Rückgabe nur unter den Bedingungen erfolgen, dass das Zielland die Sicherheit der Güter gewährleisten kann.
Die Europäische Union versteht sich selbst als Friedensmacht und als eine Verteidigerin von Menschenrechten. Die Geschichte vieler ihrer Mitgliedstaaten ist jedoch vom Kolonialismus geprägt. Insbesondere die Phase des Imperialismus und des sogenannten Wettlaufs um Afrika liegt noch nicht lange zurück. Die meisten afrikanischen Kolonien wurden erst 1960 unabhängig – also vor nicht einmal 60 Jahren. Die Erinnerungen an die Kolonialvergangenheit sind vielen der kolonialisierten Bevölkerungen noch sehr bewusst. Bis heute haben die ehemaligen Kolonialmächte diese Zeit kaum aufgearbeitet und die Schuld ihrer Länder benannt. Das betrifft auch Deutschland, dessen Kolonialvergangenheit häufig ignoriert wird. Der Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia durch die deutsche Kolonialmacht wurde von der Bundesregierung zwar inzwischen als Völkermord anerkannt, aber nur in einem politisch-historischen und nicht in einem rechtlichen Sinne und schließt Reparationen aus. Das zeigt beispielhaft, wie sich europäische Staaten ihrer Verantwortung entziehen.
Im Zuge des Kolonialismus wurde zahlreiche Kulturgüter aus den Kolonien entfernt und nach Europa gebracht. Insbesondere ethnologische Museen und Sammlungen sind voll mit dem Kulturerbe nicht-europäischer Bevölkerungen, die die Schätze ihrer eigenen Kulturen vermutlich nie zu sehen bekommen werden. Bei Raubgut ist die ethische Verpflichtung zur Rückgabe besonders offensichtlich. Aber auch vermeintlich „gekaufte“ Objekte sind im Kontext des Kolonialismus und der Machtverhältnisse zwischen Kolonialmächten und Kolonien zu betrachten. Viele davon sind neben ökonomischen Interessen auch aus einer rassistisch motivierten Neugier am Exotischen ausgeführt worden.
Um den ehemaligen Kolonien, die jetzt souveräne Staaten sind, auf Augenhöhe zu begegnen, muss diesen Staaten auch die Möglichkeit gegeben werden, über die Zukunft ihres Kulturerbes zu entscheiden. Neben der ethischen Pflicht würde das auch bedeuten, dass Europa mehr Glaubwürdigkeit in den ehemaligen Kolonien erreichen und somit die zukünftige Zusammenarbeit erleichtern würde.
Der französische Präsident Emanuel Macron hat Bewegung in die Debatte gebracht, indem er angekündigt hat, koloniale Kunst aus Afrika zurückzugeben und einen Bericht in Auftrag gegeben, der diese Kunstwerke in Frankreich auflisten und einen Plan zum Umgang damit vorlegen soll. Diese Entwicklung wurde auch in Deutschland wahrgenommen. Allerdings lassen die konkreten Fortschritte dabei bislang zu wünschen übrig. Da die Schuld des Kolonialismus nicht allein eine deutsche, französische, britische oder belgische Angelegenheit ist, sondern die Geschichte des ganzen Kontinents geprägt hat, sollte die Aufarbeitung dieser Schuld von der Europäischen Union vorangetrieben werden. Die Aufarbeitung des Kolonialismus muss eine europäische Dimension bekommen. Dadurch soll auch verhindert werden, dass sich Mitgliedstaaten mit kolonialer Vergangenheit der Debatte entziehen. Zwar liegen die Museen und Sammlungen im Zuständigkeitsbereich der Mitgliedstaaten, die EU kann also keine Rückgaben erzwingen, doch durch Kulturförderprogramme und durch das Fördern und Vermitteln des Dialogs kann die EU das Thema im Fokus der Mitgliedstaaten halten. Die EU stellt sich damit auch den Schattenseiten der europäischen Geschichte, die eben nicht nur aus griechischer Demokratie, der französischen Revolution und der europäischen Integration bestehen, sondern auch aus europäischem Größenwahn und Kolonialismus. Diese ehrliche Geschichtsbetrachtung ist wichtig, um das erneute Entstehen europäischer Überlegenheitsgefühle oder eines europäischen Nationalismus zu verhindern.
Europas Geschichte ist untrennbar mit dem Kolonialismus und der Ausbeutung, Landnahme und Unterdrückung außereuropäischer Gebiete und ihrer Bevölkerungen verbunden. Dieser Aspekt der Geschichte geht in der öffentlichen Wahrnehmung in Europa jedoch oft unter. Um endlich in einen Dialog mit den Nachfolgestaaten der ehemaligen Kolonien treten zu können, fordern wir von den ehemaligen europäischen Kolonialmächten und ihren Nachfolgestaaten, dass die Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit sichtbar erfolgt und in die öffentliche Bildung einfließt.
Vor allem fordern wir als ersten konkreten Schritt, koloniales Kulturgut, das sich in europäischen Museen und Sammlungen befindet, mit Herkunftsangaben zu listen und den Herkunftsregionen die Rückgabe anzubieten, ähnlich wie es mit dem Raubgut von Juden*Jüdinnen nach dem Dritten Reich passierte. Das gilt insbesondere für Objekte, die einen kultischen Hintergrund haben und/oder eindeutig als Raubgut einzustufen sind.
Da der Kolonialismus eine historische Schuld Europas ist und bis heute das Bild von Europa in vielen Teilen der Welt prägt, kann die Aufarbeitung jedoch nicht allein den Mitgliedstaaten überlassen werden. Wir fordern daher, dass sich die EU der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit verschreibt und dass die EU ein Forum zum Austausch über den Umgang mit kolonialem Kulturerbe bietet. Durch Wissen- und Erfahrungstransfer zwischen den Mitgliedstaaten sowie Nicht-Mitgliedstaaten mit kolonialer Vergangenheit soll die kulturelle Dekolonialisierung erleichtert werden.
Die EU soll die Mitgliedstaaten zur Aufarbeitung in ihren staatlichen Museen und Sammlungen drängen sowie finanzielle Anreize setzen und die Vernetzung mit Wissenschaftler*innen in den ehemaligen Kolonien fördern. Die EU soll die Debatte über die Rückgabe der Kolonialgüter zum Anlass nehmen, Museen und andere Kultureinrichtungen in ehemaligen Kolonien bei ihrer Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit finanziell zu unterstützen. Dazu soll ein eigenes Kulturförderprogramm für die ehemaligen Kolonien geschaffen werden. Eine solche Förderung darf nicht paternalistisch vorschreiben, wie die Aufarbeitung stattzufinden hat, sondern soll Initiativen und Konzepte aus den ehemaligen Kolonien unterstützen. Dazu sollen die Washingtoner Prinzipien von 1998 ausgeweitet werden. Die Restitution des geraubten Kulturguts sollte ähnlich zur Restitution von NS-Raubgut seit 1945 ablaufen.
Wir fordern endlich eine gesamteuropäische Initiative zur Aufarbeitung der Kolonialverbrechen und zur Dekolonialisierung der europäischen Museumslandschaft. Diese Initiative muss von der Europäischen Union vorangebracht werden. Wir dürfen sie nicht dem Gutdünken der Nationalstaaten überlassen. Gleichzeitig sollte die Rückgabe nur unter den Bedingungen erfolgen, dass das Zielland die Sicherheit der Güter gewährleisten kann.