Der Begriff MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Noch immer gelten diese Berufsgruppen als „Männerdomänen“. Die Gründe dafür sind vielfältig, hängen aber oftmals mit stereotypen Geschlechterbildern zusammen.
Naturwissenschaften unterliegen dabei immer noch in einem hohen Maße dem gesellschaftlichen Verständnis einer zweigeschlechtlichen Ordnung. Das in der Gesellschaft vorliegende dualistische Verständnis von Begriffen wie Vernunft und Gefühl wird oftmals mit einem System von männlich und weiblich assoziiert und es kommt zur Bildung von Stereotypen und Klischees. Diese Stereotype werden sowohl über Medien, Eltern, Freund*innenschaften und Lehrkräfte vermittelt und entstehen bereits ab der Kita. Sie äußern sich bereits in der Grundschule, wo selbst bei gleichen Leistungen eine Zuordnung von Mathematik als „männlich“ vorgenommen wird. Interesse an klassischen MINT Fächern wird bei Frauen* mit Attributen wie „unfeminin“ assoziiert.
Ziel muss es sein, gesellschaftlich gesetzte Stereotype und unterbewusste Klischees aufzubrechen. Für eine stereotypenfreie Bildung müssen jedoch alle Lehrkräfte, Berufsberater*innen sowie Personen, die in der Lehrkräfteaus- und weiterbildung tätig sind, Genderkompetenz vermittelt bekommen. Dies muss bereits für die Erzieher*innenausbildung gelten. Hier fordern wir eine Schwerpunktsetzung auf die Sensibilisierung für die Entwicklung von Geschlechterrollen.
Auch Angebote wie der „Zukunftstag“ oder „Mädchen und Technik (MuT)“ spielen eine wichtige Rolle. Diese wollen wir durch weitere Projekte dieser Art unterstützen und fördern. Dabei ist eine Ausweitung des Zukunftstages von einem auf zwei Tage zu betrachten. Diese Tage sollen dazu genutzt werden, Schüler*innen einen Einblick in geschlechtsuntypische Berufe zu geben.
Nicht nur Klischees, sondern auch das Fehlen von Förderung und Vorbildern ist Ursache dafür, dass Frauen* im Bereich MINT unterrepräsentiert sind. Bereits früh erfahren MINT-begeisterte Schülerinnen* zu wenig Bestätigung und Förderung. Hier gilt es anzusetzen. Um das Interesse von Schüler*innen im MINT-Bereich zu fördern, benötigen wir Lehrerinnen* in diesen Schulfächern. Auch heute noch sind viele Frauen*, die in Bereichen arbeiten bzw. gearbeitet haben, in der Gesellschaft unsichtbar. Es gilt diese sichtbar zu machen und Zugehörigkeitsgefühle von Frauen* zu MINT Bereichen zu schaffen.
Auch im universitären Bereich zeigt sich, dass zwar die Zahl der Studienanfängerinnen* im MINT-Bereich steigt, jedoch immer noch wenige Frauen* eine akademische Karriere einschlagen. Insbesondere nach der Promotion verlassen Frauen* den akademischen Betrieb. Hier verbinden sich die prekären Verhältnisse im akademischen Betrieb und strukturelle Diskriminierung. Um dieser strukturellen Diskriminierung entgegenzutreten, müssen Frauen* im Bereich der Promotion und Habilitation durch Förderprogramme, Frauen*empowerment und Frauen*netzwerkprogramme, die sich über die verschiedenen Stufen des akademischen Betriebes erstrecken, unterstützt werden. Des Weiteren fordern wir eine Frauen*quote für Tenure-Track-Programme, für den akademischen Mittelbau und Professurbesetzungen.
Doch auch nach Abschluss einer Ausbildung in MINT Bereich zeigt sich, dass die Technikindustrie oftmals Männer* bevorzugt. Auch in vermeintlich progressiven Technik-Firmen entstehen frauen*feindliche Umgebungen und es kommt zu sexueller Belästigung oder Diskriminierung. Hier müssen subtiler Sexismus, Diskriminierung und sexuelle Belästigung offen als solche benannt und geahndet werden.
All diese Initiativen und Programme müssen mit einem gesellschaftlichen Umdenken einhergehen und können daher nur Anstöße in die richtige Richtung sein.