11/I/2021 Qualifizierungsquote Medizin

Status:
geändert angenommen

Die Landespartei möge sich einsetzen für:

  • Schaffung eines transparenten Studienplatzvergabeverfahrens für alle potentiellen BewerberInnen und Beibehaltung der Durchgängigkeit von schulischen- und beruflichen Bildungswegen in der Medizin in Niedersachsen.
  • Einführung einer verlässlichen Zugangsquote zu medizinischen Studienfächern für erfolgreiche Absolventen von medizinischen Assistenzberufen (mit Berufserfahrung) ohne Berücksichtigung der Abiturnote (in Niedersachsen).

 

Begründung:

Hintergrund: Zu diesem Bewerbungssemester hat es eine Abschaffung der Wartesemester-Regelungen beim Zugang an medizinische Fakultäten gegeben. Die Verwendung der Abiturnote als eine Einflussgröße im Verwendungsverfahren ist nun obligat. Darüber hinaus ist aber für die BewerberInnen derzeit völlig undurchsichtig und unüberprüfbar, wie die Vergabe abseits dieser zentralen Einflussgröße ist (Willkür!). Verlässlichkeit ist nicht mehr gegeben. Lebensplanung ist nicht mehr gegeben. Obligat für dien Zugang an eine Med.Fakultät ist die Erlangung der Allg. Hochschulreife (Abitur). Die sehr hohen Numerus Clausus-Voraussetzungen haben dazu geführt, dass zahlreiche potentielle StudentInnen, sich auf jahrelange Wartezeiten einstellten, sie akzeptierten und eine berufstypische Ausbildung z.B. als Gesundheitspflegerin, Notfallsanitäter etc. durchführten. Da die Wartezeit zuletzt rund 13 Semester betrug, gingen diese jungen Menschen dieser Tätigkeit jahrelang weiter im Land nach. Bis sie spät -aber verlässlich- ihren Traumstudienplatz erlangen konnten. Sie hatten dann sehr gute Berufspraxis und regionalen Bezug und Identität, der sie regelhaft und zahlreich wieder an alte Wirkungstätten (nunmehr mit höherer Qualifikation) zurückkommen ließ. Auf dieses Verfahrensweise der schulischen- b.z.w. beruflichen Durchlässigkeit in der persönlichen Entwicklung konnten sich diese jungen Menschen verlassen. Auch wenn der Weg mühsam und lang war. Gerade schulische „Spätentwickler“ (sehr wohl keine Schlechten – sie haben das Abitur durchaus erreicht!), hatten so die Möglichkeit, sich in ein Berufsfeld regelrecht reinzuarbeiten. Und hierzu gehören bei statistisch schlechter Schulnoten insbesondere junge Männer.  (Sie machen heute nur noch rund 1/3 der Studenten an med. Fakultäten aus !  (Gleichbehandlungsgrundsatz?) Wird nunmehr in die Studienvergabe die Abiturnote grundsätzlich wieder eingeflochten, kommt dieses einem de facto Berufs(Erlangungs-)verbot gleich.  Menschen mit schlechteren Noten, aber dennoch vorhandener allg.Hochschulreife, wird die Chance des Besuchs einer Hochschule, trotz beruflicher Erfahrung und Qualifikation im Themenfeld, ersatzlos gestrichen. [*1]

Dieser steht sozialdemokratischen bildungspolitischen Grundforderungen nach Durchgängigkeit z.B. in der Berufsausbildung elementar entgegen. Außerdem geht es an den zukünftigen Bedürfnissen bei der Versorgung des Landes mit Ärztinnen und Ärzten vorbei.

Die Landespolitiker in den verschiedenen Bundesländern ( eben auch Niedersachsen) tun sich teils schwer, Landeskinderquoten einzuführen. Das ist teils sogar nachzuvollziehen, weil hinter einer bloßen Landeskinderquote keine Leistung stünde und sie ihrerseits intransparent erscheinen könnte.

Ein Kompromissvorschlag wäre deshalb eine ‚Dienstqualifikations‘ – Quote einführen. Landeskinder, die Ausbildung in einem medizinischen Feld gezeigt haben, werden dann gesondert gewertet. Sie habe schließlich definitiv Interesse und Einsatz gezeigt. Sie haben bereits eine berufliche und sozialisierte Verankerung im Land. Sie wissen häufig, was und wohin sie wollen. Es könnte so ein Kompromiss auf politischer Ebene entstehen ! Gleichzeitig könnten Nachwuchssorgen im Bereich der med. Assistenzberufe abgepuffert werden. Beispielhaft könnte diese Vorgabe sein: 3 Jahre Ausbildung plus 2 Berufsjahre. Dann Studium. Der/die StudentIn wird naturgemäß über weitere 6 Jahre parallel, zur Unterstützung seines Lebensunterhalts, zumindest noch Teilzeit arbeitend sein! Die Attraktivität, zunächst einen Assistenzberuf zu lernen, steigt. Es gibt wieder Perspektive der Weiterqualifikation und beruflichen Fortschritt. Nebenbei steigt ebenso auch hier die Zahl derer, die im Lern- b.z.w. Berufsfeld verbleiben und hier ihre Qualifizierung durchführen (Stichwort Akademisierung der Pflege, Rettungsingenieurwesen etc.)

[*1 : Den Autoren ist als deutlichster Fall eine Notfallsanitäterin bekannt, deren 12.Wartesemester ab sofort ersatzlos gestrichen sind! Sie versucht jetzt außerhalb Niedersachsens einen Studienplatz an Privathochschule zu erlangen. Diese kostspielige Alternative steht in Niedersachsen nicht einmal zur Verfügung. ]

 

Empfehlung der Antragskommission:
Annahme in der Version der Antragskommission
Version der Antragskommission:

Annahme in geänderter Fassung:

 

Der SPD-Landesverband Niedersachsen setzt sich für die Schaffung eines transparenten Studienplatzvergabeverfahrens für alle potentiellen BewerberInnen für Studienplätze in medizinischen Studienfächern ein. Dieses soll eine verbesserte Berücksichtigung von BewerberInnen mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem medizinischen Fachberuf (und entsprechender Berufserfahrung) ermöglichen.

Beschluss: geändert angenommen
Text des Beschlusses:

Annahme in geänderter Fassung:

 

Der SPD-Landesverband Niedersachsen setzt sich für die Schaffung eines transparenten Studienplatzvergabeverfahrens für alle potentiellen BewerberInnen für Studienplätze in medizinischen Studienfächern ein. Dieses soll eine verbesserte Berücksichtigung von BewerberInnen mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem medizinischen Fachberuf (und entsprechender Berufserfahrung) ermöglichen.

Beschluss-PDF: